Naturschutzfachliche Stellungnahme der Naturfreunde Freiburg zum beabsichtigten Neubau des Fußballstadions des SC Freiburg
Der Gemeinderat der Stadt Freiburg hat in seiner Sitzung vom 18.11.2014 sich mehrheitlich für den Bau eines neuen Fußballstadions für den SC Freiburg am Flughafen ausgesprochen. In diesem Zusammenhang geht es auch um die Umnutzung von etwa 12 ha bodensaurem Magerrasen von „… regionaler Bedeutung, die im Stadtgebiet Freiburg und der näheren Umgebung in dieser Flächenausdehnung einzigartig sind. Die naturschutzfachliche Bedeutung des Biotops ist aus diesem Grund hoch“ (faktorgrün, Freie Landschaftsarchitekten bdla 2014). Dies würde nach Ökokontoverordnung 2010 zu einem Ausgleichsbedarf von etwa 20 Hektar von neu anzulegendem Magerrasen auf etwa 20 Hektar führen. Hierzu möchte ich im Namen der Naturfreunde, Ortsgruppe Freiburg, Stellung nehmen.
Als Ausgleichsmaßnahme angedacht ist die Anlage kleinflächigerer, daher stärker fragmentierter Magerrasen auf Standorten (z.B. im Kaiserstuhl, Tuniberg), die heute eutroph sind und sich auf absehbare Zeit nicht werden ausmagern lassen, wie experimentelle Ausmagerungsversuche .von mesotrophem Grünland zeigen (vgl. Kapfer 1988). Daher sind diese Vorschläge als suboptimal zu bezeichnen und ungeeignet, den Eingriff im Flughafenbereich auszugleichen.
Auch die Anlage von Magerrasen auf Deponien (Wolfsbuck, Neuenburg) stellt keine Lösung dar. Zum einen kann bei der ohnehin unumgänglichen Rehabilitierung dieser Deponiestandorte ohnehin nur eine niedrige Vegetation etabliert werden, die von der Intention der Maßnahme her gesehen wohl derjenigen von Mager-rasen möglichst nahestehen sollte. Damit kann auf diesen Standorten / Substraten ohnehin kein zusätzlicher Ausgleich erbracht werden. Weiterhin dürfte es technisch schwierig werden, diese aktuell hypertrophen Standorte zu Magerrasen zu entwickeln und auch langfristig in ihrem nährstoffarmen Zustand zu erhalten.
Bezüglich der als „gefährdet“ eingestuften Vogelart (Rote Liste BW 2004) Feldlerche ist nach kürzlichem Aussetzen ihres Brutvorkommens festzustellen, dass damit das Potenzial einer Wiederbesiedlung endgültig zerstört wird. Kleinflächigere fragmentierte Magerrasen eignen sich nicht mehr für Arten mit größerem Lebensraumanspruch. Fazit: Der Eingriff durch den geplanten Neubau des SC-Stadions auf dem Areal des Freiburger Flughafens kann durch die angedachten Maßnahmen nicht ausgeglichen werden.
Nur indirekt im Zusammenhang mit der Debatte um die Validität von Ausgleichsmaßnahmen steht die Frage nach dem Umgang mit dem augenblicklich existierenden Stadion(standort) im Osten der Stadt Freiburg. Jedoch bitten wir um Mitteilung der Überlegungen, welche sich mit der Zukunft dieses Standorts nach einem eventuellen Bau eines neuen Stadions befassen, da die zukünftige dortige Flächennutzung ja ebenfalls Auswirkungen auf den naturschutzfachlichen Ausgleich haben dürfte. (Prof. Dr. Dr. Albert Reif)